Wertvolle Tipps
Jeden Monat ein Mail, ein Brief oder eine Frage
Sie haben es vielleicht bemerkt. Hier ist schon lange kein neuer Monatsbrief mehr erschienen. Mir sind die Beispiele ausgegangen. Falls Sie für einen Brief oder ein Mail eine Einschätzung haben möchten, können Sie mir dies mailen.
In der Zwischenzeit bespreche ich hier jeden Monat eine Frage rund um die Korrespondenz, die meine Kundinnen und Kunden gestellt haben. Lassen Sie sich überraschen.
Alle Monatsbriefe und beantworteten Fragen finden Sie im Buch «Tipptoppe Korrespondenz».
Ausschliesslich männliche Sprachform benutzt
Guten Tag Frau Scherrer
Heute erhielt ich von einer Leserin unseres Personal-Newsletters folgendes Feedback: «Sie haben im letzten Newsletter einen an sich guten Text verwendet. Schade nur, dass im gesamten Artikel ausschliesslich die männliche Sprachform benutzt wird.»
Bisher haben wir in unseren Büchern und teilweise Artikeln vermerkt, dass der Einfachheit halber und zwecks besserer Lesbarkeit meist die männlichen Formen verwendet werden. Die weiblichen Formen sind dabei selbstverständlich mitgemeint. Finden Sie diese Formulierung noch passend oder haben Sie hier einen anderen Vorschlag? Welche Empfehlung haben Sie zukünftig für Texte, die nur in der männlichen Form verfasst sind?
Besten Dank für Ihre Bemühungen.
Freundliche Grüsse
A. K.
Grüezi Frau K.
Danke für Ihr Mail. Da haben Sie in ein Wespennest gestochen. Es gibt sehr viele Frauen, die sich sehr «unmitgemeint» fühlen – darunter auch ich. Ich finde es gar nicht gut, wenn man nur die Männer anspricht.
Der Satz mit «der Einfachheit halber» war in den 1990er-Jahren okay. Heute gibt es überall Gleichstellungsbüros und auch im Gesetz ist die Gleichwertigkeit von Mann und Frau festgeschrieben. Deshalb ist dieser Satz nicht mehr zeitgemäss. Wenn man nur Männer anspricht, dann sind auch nur Männer gemeint. Ob da irgendwo noch ein Rechtfertigungssatz steht oder auch nicht, ändert nichts, weil man diesen meist sowieso übersieht.
Um diese schwierige Situation zu ändern, haben Sie verschiedene Möglichkeiten.
- Am besten zählen Sie beide Geschlechter auf.
Die Angestellte, der Angestellte wollen sich engagieren.
Die Assistentin, der Buchhalter wollen sich engagieren.
Sowohl die Angestellte als auch der Angestellte wollen sich engagieren. (Dieser Satz ist jedoch ein bisschen altmodisch.)
- Sie verwenden eine Form, in der beide Geschlechter enthalten sind.
Die Mitarbeitenden, Lehrpersonen, Lehrkräfte, Lehrerteam
- Und die beste Form überhaupt: Sie sprechen die Leserin, den Leser direkt an und vermeiden so, dass das Geschlecht im Vordergrund steht.
Ganz sicher arbeiten auch Sie gerne. Und wer gerne arbeitet, der engagiert sich auch.
In der Schweiz ist die Bundeskanzlei für Rechtschreibfragen zuständig. Diese empfiehlt ebenfalls Doppelnennungen und neutrale Formen. Ausserdem verbietet sie sowohl alle Gender-Zeichen als auch das Binnen-I. Deshalb gehen Beispiele wie LehrerInnen oder Lehrer*innen nicht. Auch grammatikalisch unkorrekte Formen wie Kund/innen oder Kolleg/innen gehen nicht. Es gibt keine Kund oder Kolleg.
Das Nutzen von gleichberechtigten Formen braucht ein bisschen Übung. Viel Spass beim Ausprobieren!