Wertvolle Tipps
Jeden Monat ein Mail, ein Brief oder eine Frage
Sie haben es vielleicht bemerkt. Hier ist schon lange kein neuer Monatsbrief mehr erschienen. Mir sind die Beispiele ausgegangen. Falls Sie für einen Brief oder ein Mail eine Einschätzung haben möchten, können Sie mir dies mailen.
In der Zwischenzeit bespreche ich hier jeden Monat eine Frage rund um die Korrespondenz, die meine Kundinnen und Kunden gestellt haben. Lassen Sie sich überraschen.
Alle Monatsbriefe und beantworteten Fragen finden Sie im Buch «Tipptoppe Korrespondenz».
Das E-Mail, der Beamer, die Webseite – was stimmt denn nun?
Grüezi Frau Scherrer
«Üblicherweise wird für Anglizismen der Artikel ‹das› verwendet (das E-Mail).» Diesen Satz habe ich mir während Ihrer Schulung notiert. Nun habe ich aber viele Beispiele gefunden, bei denen diese Regel offenbar nicht greift: der Helpdesk, der Sale, der Lifestyle, die Webseite, der Beamer usw. Für unser Intranet habe ich zur Klärung bereits notiert: «schweizerisch: das E-Mail». Da wir uns grundsätzlich an die Duden-Empfehlung halten, ist das Thema für unsere Corporate-Identity-Seite damit abgeschlossen.
Mich persönlich würde aber dennoch interessieren: Wissen Sie mehr darüber? Gibt es vielleicht historische Gründe?
Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Freundliche Grüsse
M. M.
Grüezi Herr M.
Vielen Dank für Ihr nettes Mail. Sie machen mit Ihrem Leitfaden auf dem Intranet alles richtig – super!
Ihre Beobachtung trifft zu und Ihre Notiz aus dem Tipptopp-Seminar ist nach wie vor gültig: Üblicherweise wird für Anglizismen im Deutschen der sächliche Artikel «das» verwendet, beispielsweise das E-Mail oder das File. Wichtig ist jedoch das Wort «üblicherweise», denn: Die deutsche Sprache ist nicht immer konsequent – schon gar nicht, wenn es um Fremdwörter geht.
Ein paar Beispiele
- Helpdesk: Laut Duden sind sowohl der Helpdesk als auch das Helpdesk korrekt – beide Varianten kommen vor.
- Webseite: Das Wort endet auf «-seite», einem deutschen Bestandteil, deshalb ist hier die Webseite grammatikalisch richtig.
- Beamer: Auch hier hat sich der Beamer eingebürgert – vermutlich, weil sich das Wort sinngemäss an den deutschen «Projektor» anlehnt, der ebenfalls männlich ist.
- Lifestyle: Vor allem deutsche Frauenzeitschriften haben dieses Wort geprägt. Inhaltlich verbindet man es mit dem Begriff der Lebensstil – also der Lifestyle.
In der Schweiz entwickelt sich die Sprache oft etwas anders als in Deutschland oder Österreich. So hat sich bei uns das E-Mail rasch und breit durchgesetzt – unabhängig von Alter, Region und Branche. In Deutschland war dagegen lange Zeit die Mail als Kurzform von «Mailnachricht» gebräuchlicher.
Die Gründe für die unterschiedlichen Artikel sind oft eine Mischung aus diesen Punkten.
- Sprachliche Logik wegen der Endung oder eines verwandten deutschen Begriffs
- Einfluss aus bestimmten Medien, wie bei Lifestyle aus Zeitschriften
- Regionaler Sprachgebrauch
- Sprachliche Entwicklung im Alltag
Kurz gesagt: In vielen Fällen gibt es eine nachvollziehbare Erklärung – aber eben nicht immer. Die Sprache verändert sich laufend und gerade bei Anglizismen gibt es selten eine eindeutige Regel.
Die Empfehlung, sich am Duden zu orientieren, ist weiterhin sinnvoll. Zusätzlich lohnt es sich – gerade im Unternehmenskontext – mit einem internen Sprachleitfaden zu arbeiten. Dort können bevorzugte Varianten festgelegt werden, zum Beispiel das E-Mail (schweizerisch), die Webseite, der Helpdesk. So bleibt die Kommunikation einheitlich – auch wenn die Sprache selbst es nicht immer ist.