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Stilblüten und Hurenkinder

Weder Blumensträusse noch das älteste Gewerbe der Welt finden Sie hier. Die Sprache ist meine grosse Leidenschaft und sprachliche «Ausrutscher» sind das Salz in der «Suppe» meiner Arbeit. Zum Beispiel dieser Satz.

«Mietwagenübernahme jeweils am Samstag oder an Freiertagen

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Wertvolle Tipps

Jeden Monat ein Mail, ein Brief oder eine Frage

Sie haben es vielleicht bemerkt. Hier ist schon lange kein neuer Monatsbrief mehr erschienen. Mir sind die Beispiele ausgegangen. Falls Sie für einen Brief oder ein Mail eine Einschätzung haben möchten, können Sie mir dies mailen.

In der Zwischenzeit bespreche ich hier jeden Monat eine Frage rund um die Korrespondenz, die meine Kundinnen und Kunden gestellt haben. Lassen Sie sich überraschen.

Alle Monatsbriefe und beantworteten Fragen finden Sie im Buch «Tipptoppe Korrespondenz».

Aber oder jedoch

Liebe Claudia

Kannst du mir erklären, was der Unterschied zwischen «aber» und «jedoch» ist und weshalb Schweizer oft «aber» falsch verwenden, nämlich wie ein «und»?

Ein herzlicher Gruss

K.

 

Liebe K.

Gute Frage! Der Unterschied zwischen «aber» und «jedoch» ist subtil, er liegt vor allem in der Nuance der Bedeutung und der Stellung im Satz.

  1. «Aber»
  • Verwendung: «Aber» wird meistens verwendet, um einen Gegensatz zu einer vorherigen Aussage zu markieren. Es wird oft in umgangssprachlichen und alltäglichen Kontexten genutzt und stellt eine starke, aber dennoch freundliche oder leichte Einschränkung dar.
  • Beispiel: «Ich wollte ins Kino gehen, aber ich habe keine Zeit.»
  • Gefühl: Es drückt einen Gegensatz oder eine Entgegensetzung aus, nicht unbedingt einen formalen oder besonders markierten Gegensatz. Es klingt flüssig und nicht starr.
  1. «Jedoch»
  • Verwendung: «Jedoch» hat dieselbe grundlegende Bedeutung wie «aber», klingt formeller und wird oft in schriftlicher Sprache oder in gehobenen Diskussionen verwendet. Es erfordert eine Umstellung der Satzkonstruktion: «aber ich habe» vs. «jedoch habe ich». Deshalb wird es in der gesprochenen Mundart nie verwendet. 
  • Beispiel: «Ich wollte ins Kino gehen, jedoch habe ich keine Zeit.»
  • Gefühl: «Jedoch» ist formeller und kann in vielen Fällen als stilistisch eleganter angesehen werden. Es betont den Gegensatz etwas stärker oder hebt die formale Struktur des Satzes hervor.

Warum verwenden wir im Gegensatz zu den Deutschen «aber» wie «und»?

Das ist eine interessante Beobachtung! Wir verwenden «aber» tatsächlich häufig an Stellen, wo es im Hochdeutschen nicht ganz korrekt wäre.

«Ich habe kein Auto, aber ein gutes Velo.» In diesem Fall klingt «aber» fast wie «und», um den Satz zu verbinden und die Gedanken fortzusetzen, ohne den Kontrast so stark zu betonen. Im Hochdeutschen verwendet man stattdessen ein «dafür»: «Ich habe kein Auto, dafür ein gutes Velo.»

Dies passiert aus einer umgangssprachlichen Flexibilität und der Eigenart des Schweizerdeutschen, bei dem die Grenzen zwischen Konjunktionen oft verschwimmen. Es gibt eine Tendenz, Satzteile eher locker miteinander zu verbinden, was die «aber»-Verwendung verstärken kann. «Aber» wird oft als eine Art weiche Brücke zwischen Gedanken genutzt statt strikt als Gegensatz.

Im Hochdeutschen ist «aber» eher ein markanter Gegensatz, während «jedoch» formeller und etwas stärker den Gegensatz betont. In der Schweiz wiederum ist «aber» etwas flexibler und wird auch als Bindewort in weniger starken Kontrasten.

Es liebs Grüessli
Claudia